Isabel Vollrath ist eine deutsche Modedesignerin, die sich an der Schnittstelle moderner Couture und bildender Kunst angesiedelt hat. Sie wurde 1980 in Freiburg geboren, lernte zunächst klassisches Herrenschneiderhandwerk in Baden-Baden und studierte anschließend Mode an der renommierten Kunsthochschule in Berlin-Weissensee. Für Isabel Vollrath sind Kleidungsstücke dreidimensionale Zeichnungen, Collagen, Objekte der „Bildhauerei“, sozialkritische/ politische Statements und/oder „kulturelle Reiseberichte“. Mit einer außergewöhnlichen Materialwahl und wertigen Details setzt die Berliner Modedesignerin, sich im Spannungsfeld von Mode und Kunst bewegend, Akzente mit Wiedererkennungswert. Mittels historisierender als auch avantgardistischer, skulptural-futuristischer Stilelemente, einer kontrastreichen, abstrakten, zugleich figurbetonten Schnittführung entstehen raumgreifende, ausdrucksstarke Silhouetten, die integrativ am menschlichen, sich bewegenden Körper bzw. als hängende, stehende, liegende „Schalen“ im Raum fungieren.

Isabel Vollrath erhielt bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, unter anderem den Förderpreis der Wilhelm-Lorch-Stiftung, das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin, sowie den „Baltic Fashion Award“ (2011) und einen Award beim “ITS Contest” in Triest/Italien (2012). 2015 gründete sie ihr Label I’ VR ISABEL VOLLRATH. Ihre Kollektionen zeigt sie seither halbjährlich im Rahmen der Berlin Fashion Week bzw. des Berliner Salons/Vogue Salons im Kronprinzenpalais. Miriam Bers traf die Berliner Modedesignerin zum Interview.

MB: Wie beginnt der Tag einer Berliner Modedesignerin?

IV: Wechseldusche, Kaffee. Dann aufs Rad zu Frühyoga oder Balletttraining. Anschließend geht’s ins Atelier.

MB: Warum eine skulpturale Designsprache?

IV: Eigentlich wollte ich nach dem Abitur Freie Kunst studieren und Bildhauerin werden. Gleichzeitig war da diese Passion für die Mode und das Schneiderhandwerk. So entschied ich mich für drei Lehrjahre bei Herrenmaßschneider Gerhard Schmauder in Baden-Baden und lernte, aus Stoff eine “zweite Haut” für den Mann zu entwickeln. Im Grunde war das auch eine Art “Sculpting” und unverzichtbares Fundament für mein anschließendes Modestudium. In Berlin bin ich wahrscheinlich eine der wenigen DesignerInnen, die noch die komplette Musterkollektion selbst anfertigt. Ich verknüpfe dabei meine “Bildhauertätigkeit” mit dem technischen Know-how der Schneiderei und einem enorm hohen Anspruch an Präzision, betrachte mit dem Auge eines Künstlers und habe dennoch das nötige Maß an Funktionalität im Hinterkopf. Ich habe die Vision, kenne aber auch die Problemstellungen der Umsetzung. Im Arbeitsprozess selbst habe ich die Aussage, ein Statement im Visier, eine Geschichte, eine Emotion – weniger aber das Ziel, Konsumenten des Massenmarktes anzusprechen.

Den Großteil meiner Kollektionsstücke könnte man auch als Kunstobjekt an einen Nagel oder in einem Bilderrahmen an die Wand hängen statt in den Kleiderschrank. Sie funktionieren sowohl als Körper- als auch als Raumobjekt. Meine Kollektionen werden immer Limited Edition bleiben. Nur so kann ich mir selbst treu bleiben und sowohl Mode als auch Kunst betreiben. Bevor ich an Eleganz denke, “tobe” ich mich aus. Im Experiment, in Formen, im Spiel mit Material und Schnitt. Mit der Neugier eines Kindes und dem “Flow” meiner Hände.

MB: Ihr Oeuvre in drei Sätzen zusammengefasst:

IV: Ich bevorzuge 3 Worte: Eigenwillig.  Authentisch. Kompromisslos.

MB: Welche Designer inspirieren Sie?

IV: Es gibt DesignerInnen/Marken, der Vergangenheit und Gegenwart, die ich sehr verehre, deren Lebenswerk und Kreationen ich sehr schätze. Zum Beispiel die einer Coco Chanel, Vivienne Westwood, Rei Kawakubo, oder Iris van Herpen und die eines Yves Saint Laurent, Alexander McQueen oder Hussein Chalayan. Ich mag einen starken visuellen Ausdruck, Mut zu außergewöhnlichen Formen, Farben, Materialien und eine eigene Signatur mit Wiedererkennungswert.

MB: Welche Ausstellung haben Sie zuletzt gesehen?

IV: Tatsächlich bin ich recht viel auf Vernissagen unterwegs.

Daher überlege ich gerade, welche Ausstellungen mich in den letzten Monaten besonders begeistert haben. Ist zwar schon eine Weile her, aber spontan „Jonas Burgert: Zeitlaich“ bei Blainsouthern und „Cornelia Schleime: Full House“ bei Michael Schultz. Und natürlich auch die Biennale in Venedig letztes Jahr. Sehr gespannt bin ich auf das in Kürze stattfindende Gallery Weekend.

MB: Welche Schriftsteller inspirieren Sie?

IV: Alte Meister wie Goethe.

MB: Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

IB: In Wassernähe im Grünen.  Oder eine Terrasse mit Weitblick über die Berliner Dächer. Oder eine nette Weinbar um die Ecke. Den EINEN gibt es eigentlich nicht.

MB: Ihr Sehnsuchtsort?

IV: Italien. Venedig. Das Meer.

MB: Wie endet der Tag einer Berliner Modesignerin? Selber Kochen oder Essen gehen?

IV: Ausgiebig kochen – das eher, wenn ich Gäste empfange. Wenn ich alleine bin, gibt es einen bunten Salat und ein Glas Weißwein. Oder aber ich verabrede mich zum Apero draußen.

MB: Rezeptidee?

IV: Für Gäste immer gerne „Antipasto misto“. Buntes Gemüse wie Zucchini, Fenchel, Kürbis, Paprika, Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen – mit Ziegenrahm und Olivenöl. Dazu Salatbeilage: Radicchio, Chicoree, Feldsalat – mit Tomaten, Gurke, angeröstetem Sesam und Granatapfel.

Falls gewünscht: Wildlachs mit Zitronen-Honig-Sauce und Wildreis in Kokosmilch.

MB: Wann und wo kann man Ihre nächste Kollektion sehen?

IV: Die Modewoche für für Spring/Summer 2019 startet Anfang Juli. Die genauen Daten meines Defilés stehen noch nicht fest, sind aber in Planung und werden zeitnah im Kalender der Berlin Fashion Week bzw. des Berliner Salons bekanntgegeben.