Das Ferienhaus „Tautes Heim“ ist ein Projekt der Landschaftsarchitektin Katrin Lesser und des Grafik-Designers Ben Buschfeld. Von Bruno Taut geplant, befindet es sich in dem Unesco Welterbe „Hufeisensiedlung“ und gewann 2013 den „EU Preis für das Kulturerbe/Europa-Nostra-Preis“. Katrin Lesser und Ben Buschfeld hatten das 65 qm große Haus 2010 erworben und im Laufe von zwei Jahren denkmalschutzgerecht saniert. Besucher der Stadt und Architekturfans können „Tautes Heim“ temporär mieten.
Miriam hat die Beiden für ein Interview getroffen:
MB: Wie beginnt Euer Tag?
BB: Wir sind beide selbständig und Frühaufsteher, brauchen also glücklicherweise keinen Wecker. Der Tag beginnt dann natürlich erstmal mit einem entspannten Frühstück, frischer Dusche und Obstsalat, aber dann geht es in aller Regel auch gleich an die Arbeit.
MB: Wo befindet sich das ‘Tautes Heim“ und wie kam es überhaupt zu der Idee?
KL: Wir wohnen privat bereits seit rund 20 Jahren in der Hufeisensiedlung, nur knapp 100 Meter von „Tautes Heim“ entfernt. Wir fühlen uns hier sehr wohl, engagieren uns im Denkmalschutz, haben beide mehrfach zu der Siedlung publiziert und geben auch selber Führungen. Eine solche Führung ist meines Erachtens komplett, wenn auch Innenräume besichtigt werden. Der Grund ist simpel: Erst im Inneren der Häuser und Gärten lässt sich die hohe Wohn- und Lebensqualität hinter den farbenfrohen Fassaden zumindest schon mal erahnen. „Licht, Luft und Sonne“ war damals das Credo der Planer. Man wollte der Enge der Mietskasernen etwas entgegensetzen.
MB: Wie wurde es möglich ein unter Weltkulturerbe stehendes Gebäude tageweise zu vermieten?
KL: Das hat wesentlich damit zu tun, dass die Hufeisensiedlung – anders als die anderen fünf als Welterbe geführten „Siedlungen der Berliner Moderne“ – zu großen Teilen in Einzeleigentum umgewandelt wurde, was ihren homogenen denkmalgerechten Erhalt deutlich erschwert. Aus dieser Situation heraus haben wir mehrere Projekte gestartet, die sich der Denkmalvermittlung widmen und gleichermaßen an Nachbarn, Politik und Außenstehende richten. Vor Ort gut vernetzt, kennen wir viele Häuser der Siedlung von innen. Eines Tages haben wir Freunde von Nachbarn bei der Besichtigung eines zum Verkauf stehenden Reihenendhauses begleitet. Das zuletzt von einer alten Dame bewohnte Haus war sehr verwohnt und extrem restaurierungsbedürftig. Die Freunde haben schnell abgewunken, aber wir waren sofort begeistert und haben nach einer Möglichkeit gesucht, das zu sichern und auch Außenstehenden zugänglich zu machen. Nachdem wir uns vergebens um Fördermittel bemüht hatten, kamen wir auf die Idee eines nach Museumsstandards möblierten Ferienhauses. Wir haben uns ins Risiko und in die Arbeit gestürzt und hoffen jetzt, über die Vermietung diese rein privaten Auslagen wieder zu refinanzieren. Das macht Spaß ist aber auch ein langer, von viel Idealismus getragener Prozess, der nur möglich war, weil wir bereits viel Vorwissen mitbrachten.
MB: Ihr seid ein Paar; wie habt Ihr bei diesem Projekt die Aufgaben verteilt? Ich weiß zum Beispiel dass Du, Katrin Landschaftsarchitektin bist und erwirkt hast, dass die Hufeisensiedlung auch als Gartendenkmal eingetragen ist. Und Ben, welcher war Dein Part? Habt Ihr das Haus gemeinsam eingerichtet?
BB: Ich bin Grafik-, Web- und Ausstellungsdesigner mit Schwerpunkt Architektur- und Zeitgeschichte, also insofern auch einigermaßen vom Fach. Die gesamten Restaurierungs- und Planungsarbeiten sind ein echtes „Paar-Projekt“. Über zwei Jahre waren wir fast jedes Wochenende zugange und haben alles gemeinsam entschieden, ausgewählt und entworfen. Erst später sind wir arbeitsteilig vorgegangen, denn natürlich ist Katrin nicht nur viel versierter in Gartendingen, sondern außerdem auch eine super Bauleiterin. Ich hingegen konnte und kann meine beruflichen Qualitäten bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ausspielen und habe mich stärker um Fotos, Website, Networking und ähnliches gekümmert.
MB: Die temporären Bewohner und Architekturfans können im „Tautes Heim“ ja übernachten und arbeiten. Es gibt einen Schreibtisch und Wlan. Wie sieht es mit Kochen aus, kann ich das Haus mieten und Gäste zum Essen einladen?
KL: Prinzipiell ja, das Haus ist zwar voll mit Originalen aus der Bauzeit, gleichzeitig aber auch mit einer rundum funktionsfähigen Küche ausgestattet. Moderner Komfort wie Kühlschrank oder Spülmaschine haben wir einfach diskret hinter den Küchenfronten integriert. Auch der charmante kleine „Backofix“-Herd tut seinen Dienst. Allerdings ist das alles kein Highend-Equipment und das Haus ist mit nur 65qm ja recht klein. Insofern ist es sicher nicht der richtige Ort für ausgiebige Koch-Events. Aber bis zu vier Personen lassen sich gut verpflegen. Besonders schön sitzt man natürlich im Frühjahr und Sommer auch auf der Terrasse vorm Haus.
MB: Wie klingt dann Euer Tag aus, kocht ihr gerne?
BB: Ja, ich koche sehr gerne. Katrin nicht ganz so sehr. Aber wir essen und kochen schon sehr regelmäßig, gut und bewusst – nicht nur für uns, sondern auch für Freunde und Gäste. Allerdings braucht man dazu natürlich auch Zeit. Und an der mangelt es aktuell leider ein wenig…
MB: Rezeptidee?
BB: Jetzt am Wochenende sind wir zum Geburtstag einer Freundin eingeladen und sollen etwas fürs Buffet mitbringen. Ich denke, es wird eine Mousse au chocolat und ein asiatisch-exotischer Salat – beides aber kein typisches Essen der Zwanziger Jahre.