Das Berliner Food Festival eat! berlin tagt 2018 zum siebten Mal. Es findet jährlich statt und zählt inzwischen zu den kulinarischen Highlights der Hauptstadt. Rund 50 Veranstaltungen mit mehr als 60 KöchInnen in den besten Restaurants summieren 30 Michelin Sterne und 496 Punkte im Gault&Millau. Auch das Luxusreise- und Lifestyle Magazin Travellers’ World hat das Festival 2016 ausgezeichnet und es zu den 10 Besten der Food Festivals der Welt nominiert. Kooperationen wie etwa das mit dem Tipi am Kanzleramt und Frau Luna machen die Veranstaltung nicht nur dem Berliner Publikum schmackhaft. Auch Tim Raue oder Sebastian Frank um nur zwei der bekannten Köche nennen – zählen zu den Highlights von eat! berlin. Miriam Bers sprach mit dem Initiator des Berliner Food Festivals, Bernhard Moser.
MB: Was hat Sie 2011 motiviert das Berliner Food Festival ins Leben zu rufen und wie kamen Sie zum Essen?
BM: Ich komme aus einem Dorf in Österreich. Da gab es nur zwei Berufsmöglichkeiten: Landwirtschaft oder Gastronomie. Da wir keinen Bauernhof hatten, wurde ich Koch/Kellner, habe danach die Ausbildung zum Diplom-Sommelier gemacht. So entdeckte ich nach und nach den Genuss für mich. Die Motivation das Festival zu gründen kam daher, dass ich Berlin seit langem als Gourmetmetropole wahrnehme, außerhalb Berlins wurden wir aber in der Zeit noch als Currywurststadt wahrgenommen. Das hat mich und viele befreundete Spitzenköche genervt. Eines Abends saß ich mit einer netten Runde zusammen, darunter die Inhaber der Mattheis-Werbeagentur und ein bekannter Journalist. An diesem Abend wurde die eat! berlin gegründet.
MB: Welches sind die Auswahlkriterien für eine Teilnahme an dem Berliner Food Festival eat!berlin?
BM: Ich arbeite gerne mit herausragenden Köchen und Gastronomen zusammen. Dabei orientiere ich mich an eigenen Erfahrungen und am Gault&Millau. Idealerweise hat das Restaurant mit dem wir arbeiten mindestens 15 Punkte und steht für irgendwas. Also nicht nur so eine 08/15 Pinzettenküchen-Nachkocherei, sondern eine herausragende Stellung in der Gastronomie. Da wir im Rahmen des Festivals sehr eng mit den Menschen arbeiten, ist es auch wichtig, dass ich die- oder denjenigen mag. Für mein Team versuche ich die Egomanen vorher zu erkennen.
MB: Kann man von kulinarischen Trends, von Moden sprechen?
BM: Ja, aber wir versuchen sie zu meiden. Gutes Essen und Trinken sind unser Trend, aber Dinge wie „Superfood“ und ähnlicher Humbug interessiert uns nicht.
MB: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei den Köchen?
BM: Bei uns eine riesige, bei den Köchen eine wachsende. Der Feinschmecker genießt ja nicht nur, er übernimmt im Idealfall auch Verantwortung für seinen Konsum. Regionalität der Lebensmittel, E-Mobilität etc. sind uns enorm wichtig. Zudem sind wir das weltweit einzige Feinschmeckerfestival, das ausschließlich mit Leitungswasser versorgt wird.
MB: Welches sind die diesjährigen Berliner Food Festival Highlights, was ist neu?
BM: Bei uns ist fast immer alles neu, weil ich Wiederholungen nicht so gerne mag. Die Entwicklung des Programmes ist mir total wichtig, insofern kann ich auch keine Highlights benennen. Ich stehe hinter jeder meiner Veranstaltungen und freue mich auf jede einzelne.
MB: Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie dieses Jahr und kann man sagen, dass das Festival inzwischen internationales Publikum anzieht?
BM: Wir werden in diesem Jahr ca. 7.000 Besucher haben, genau kann ich das nicht sagen, da wir bei den „Berliner Käsetage“ eine relativ lange Zeit offene Türen haben und die Besucherzahl nur geschätzt werden kann. Es könne so auch 9.000 werden. Als ich heute da war, war es jedenfalls rappevoll.
International erfahren wir, vor allem seit der Wahl unter die 10 besten Foodfestivals der Welt, enorm viel Aufmerksamkeit. Das ist gut, weil nur so der Imagewandel in Berlin vollzogen werden kann. Wir sind eben nicht nur Partystadt.
MB: Ihr Lieblingsort in Berlin?
BM: Gastronomisch kann ich ihn nicht benennen. Mein liebster Ort ist auf der Couch, mit meiner Tochter im Arm, Zeichentrickfilme schauend.
MB: Ihr Sehnsuchtstort?
BM: Ich möchte unbedingt 2019 zu Heston Blumenthal ins „The Fat Duck“.
MB: Kochen Sie privat?
BM: Darf ich nur, wenn wir Gäste haben. Köche kochen anders, wir brauchen zu viele Töpfe und machen zu viel Unordnung. Da gibt’s Ärger.
MB: Eine Rezeptidee?
BM: Nehmen Sie ein wachsweich gekochtes Bio-Ei, hauen Sie einen Klecks Schmand drauf und nehmen Sie Malossol-Kaviar dazu, so viel wie Sie sich leisten wollen. Aber bitte aus guten Zuchtbetrieben in Ihrer Nähe. Ich schätze den Brandenburger Kaviar von der Forellen- und Störfarm Rottstock, betrieben von Susanne und Matthias Engels. Genuss braucht oft nur 3 Komponenten.