Die Ausstellung ‚Burning man – Electric Sky’ von Römer + Römer im Haus am Lützowplatz läuft vom 18.01.-10.03.2019. Nina und Torsten Römer sind ein deutsch-russisches Künstlerpaar. Beide studierten Malerei an der Kunstkademie Düsseldorf und waren Meisterschüler von A.R. Penck.  Bereits 1998, während ihres Studiums arbeiten sie zusammen. Sie hatten eine Vielzahl an internationalen  Ausstellungen und waren unter anderem zur Manifestina, im CCA Andratx Mallorca,  im Bröhan-Museum und im Palais de Tokyo zu Shows eingeladen. Das Paar lebt in Berlin.

Miriam von GoArt! sprach mit Römer + Römer über ihre neue Ausstellung:

MB: Wie beginnt Euer Tag?

R+R: Wir öffnen das Fenster und schauen, dass hoffentlich das Dong Xuan Center nicht noch einmal brennt, wie wir es aus unserer Kreuzberger Wohnung einmal am Horizont gesehen haben.

MB: Ihr seid ein Künstlerpaar, lebt und arbeitet zusammen. Wie entstehen Eure Werke – entwickelt Ihr alles gemeinsam oder teilt ihr Arbeitsschritte untereinander auf?

R+R: Ping Pong! Wir entwickeln alles gemeinsam, schon seit 1998, als wir noch bei A. R. Penck in Düsseldorf studiert haben. Dort haben wir auch mit gemeinsamen Arbeiten den Meisterschüler und den Abschluss gemacht. Es gibt keine getrennten Werke. Von der Konzeption über die Recherche bis zur Umsetzung der Ideen findet alles im Dialog statt. An der Leinwand stehen wir „die Pinsel schwingend“ nebeneinander.

MB: Im Haus am Lützowplatz eröffnet ihr gerade die Ausstellung „Burning Man / Electric Sky“  deren Arbeiten aus Eurem Besuch des Burning Man Festivals in Nevada 2017 hervorgehen. Was zeigt Ihr?

R+R: Bis auf eine, sind alle Malereien über die Nacht in Black Rock City, der temporären Stadt des Burning Man. Im Fokus unserer Bildserie stehen Art Cars, LED-Lichtinstallationen sowie das Feuer und im Speziellen die Interaktion der Burner mit diesen Erscheinungen. Wir haben nicht den Anspruch das gesamte Festival zu repräsentieren, unser Interesse galt mit der Malerei vor allem diesen Aspekten. Die Bilder sind überwiegend recht großformatig, das größte ist ein Diptychon – 2,30 x 6 Meter.

MB: Was im Speziellen hat Euch an diesem Festival begeistert und wie setzt ihr Emotion künstlerisch um?

R+R: Emotion spricht wahrscheinlich am meisten durch die Farben die aus unseren Bildern leuchten. Begeistert hat uns vieles an Burning Man, das ja im herkömmlichen Sinne kein Festival ist sondern ein großes interaktiv-utopisch-hedonistisches Kunstspektakel-Abenteuer in der Wüste. Die Kultur des Schenkens ist toll, man kann nichts kaufen (außer Eis und Kaffee) und versucht sich gegenseitig Freude zu bereiten. Es wird ein alternativer gesellschaftlicher Umgang miteinander praktiziert.

MB: Leitfaden Eures Oeuvres ist die Auseinandersetzung mit politisch und gesellschaftlich relevanten Großereignissen, etwa dem Karneval von Rio. Bauen Eure Arbeiten der letzten Jahre aufeinander auf: Kulturkommunismus, Partysträfling? Was genau bewegt Euch an diesen kollektiven Ausnahmezuständen? Könnt Ihr Euch damit identifizieren oder geht ihr analytisch vor?

R+R: Den Karneval in Rio erlebt man aus der Distanz als eine große sexy Samba-Party. Dass vieles daran sehr politisch ist, erlebt man dann vor Ort. Jede Sambagruppe hat ein Thema ihres Umzuges und der einzelnen Wagen. Eine Gruppe hatte zum Beispiel das Thema Rassismus und Sklaverei ziemlich extrem umgesetzt. Das Zusammenkommen der Teilnehmer aus allen verschiedenen Regionen und Vierteln, wie zum Beispiel auch vielen Favelas in der Vorbereitungszone vor dem Sambódromo, der Concentracao, mitzuerleben war sehr spannend.

Eine Bildserie entwickelt sich aus der nächsten. Nach „Sambódromo“ haben wir mehrere Jahre über das Festival FUSION gearbeitet, in das wir zur Recherche 5 mal eingetaucht sind. An kollektiven Ausnahmezuständen interessiert uns der entstehende eigene Kosmos der temporären Gemeinschaften. Es herrschen andere Spielregeln als „draussen“. Für uns ist die künstlerische Auseinandersetzung damit eine Kombination von Analyse und einfühlendes Miterleben.

MB: Ein paar Worte zu Eurer Technik:

R+R: In unseren aktuellen Bildern sind gesprayte und lasierend gemalte Flächen mit tausenden von mit kleinem Pinsel getupften Dots kombiniert.

MB: Spannend finde ich Eure malerische Umsetzung von Fotografie. Das auf dem Foto Pixelige, das bei Euch in Handarbeit mit Tausenden von ‚dots’ vollzogen wird. Vertieft die Malerei den fotografischen Schnappschuss und bekommt dadurch etwas Kontemplatives?

R+R: Die Punkte sind zum Einen eine Referenz auf die Pixel, aber es geht zum Anderen auch darum, durch das Auflösen von Konturen und dem „Flirren“ eine Lebendigkeit und Bewegung ins Bild zu bekommen. Es ist dann nicht so eingefroren und bekommt etwas Filmisches. Der Prozess des Malens der tausend Tupfer ist sehr konzentriert und bringt Energie.

MB: Wie endet Euer Tag, kocht ihr gerne und habt eine Rezeptidee?

R+R: Ja! Eine einfache Version von Okonomiyaki (japanisches Omelett):
100 g Kohl in feine Streifen und ein wenig Frühlingszwiebel in Ringe schneiden. Zusammen mit den 100 g Garnelen in den Teig geben und verrühren. Zwei Omeletts jeweils von zwei Seiten anbraten, dass diese durch sind. Warm mit Mayonnaise und Soja essen.